Uni Graz
Neue Perspektiven – Karrierewege von Geistes-, Sozial- und KulturwissenschaftlerInnen – Sammelband
„Was kannst du dann beruflich machen?“ – ist wohl jene Frage, die jede/r Geistes-, Sozial- und KulturwissenschaftlerIn (GSK) zumindest einmal während der Studienzeit gehört hat. Die vermeintliche Perspektivenlosigkeit verunsichert Studierende und liegt oft darin begründet, dass es vielen AbsolventInnen nicht gelingt, im eigenen Fach Fuß zu fassen. Darüber hinaus fehlt mitunter das Bewusstsein für die eigene vielseitige Expertise und wie diese in verschiedenen Berufsfeldern Anwendung finden kann, auch in der Wirtschaft. Es lohnt sich jedenfalls, das eigene Berufsbild weiter anzulegen und über den eigenen studienspezifischen Tellerrand hinauszublicken. Aufgrund der Tatsache, dass GSK-AbsolventInnen oft einen weniger geradlinigen Zugang zum Arbeitsmarkt haben wurde die Kommunikationsplattform „Wirtschaftsgeist“ ins Leben gerufen. Diese Plattform zeigte durch Interviews und Porträts von GSK-AbsolventInnen in der Wirtschaft vielfältige Laufbahnen und Berufsperspektiven auf, die auch als Anregung dienen sollen.
Nun wurden zum Abschluss des Projektes Wissenstransferzentrum Süd (2014-2018) ausgewählte Porträts in einem Sammelband zusammengefasst und unter dem Titel: „Neue Perspektiven – Karrierewege von Geistes-, Sozial- und KulturwissenschaftlerInnen“ veröffentlich. Das Sammelband ist auch in einer Druckversion unter thomas.korenjak@uni-graz.at kostenlos bestellbar.
Erfolgreich bewerben im englischsprachigen Raum
Wie schaut eine englische Bewerbungsmappe aus? Schickt man Arbeitszeugnisse mit? Welche Unterschiede muss man beim Lebenslauf beachten? Und welche Besonderheiten gibt es beim Motivationsschreiben in englischer Sprache?
Bei diesem Workshop bekommen Sie wichtige Tipps und Hinweise anhand konkreter Beispiele.
Inhalte:
– Bestandteile englischer Bewerbungsunterlagen
– Aufbau und Arten von CV’s
– Aufbau und Inhalte von Cover(ing) letters
– Länderspezifische Besonderheiten (insbesondere England – USA)
– Hinweise zu Online-Bewerbungs-Plattformen
Vortragssprache: Deutsch
Wann: Donnerstag 10.01.2019, 16:00 – 17:30 Uhr
Ort: Career Center Veranstaltungsraum, Geidorfgürtel 21, 1.Stock, 8010, Graz
Karrierewege von GeisteswissenschaftlerInnen – Vol. 24 – Kerstin Feiertag
Wenn der Kindheitstraum wahr wird: Kerstin Feiertag erzählt von ihrer beruflichen Laufbahn.
Seit drei Jahren gibt es den Sestra Store in Graz, der Traum davon ist aber schon viel älter. Die Schwestern („Sestra“ heißt übrigens in slawischen Sprachen „Schwester“) und Geisteswissenschaftlerinnen Kerstin und Daniela haben bereits in ihrer Kindheit einige Geschäftsideen durchgespielt, Realität wurde eine davon jedoch erst später. „Die Idee, irgendwann gemeinsam ein Geschäft zu eröffnen, ist jahrelang in Vergessenheit geraten. Aber vor einigen Jahren gab es bei uns beiden privat und beruflich große Umbrüche und wir wollten eine Veränderung“, erzählt Kerstin, die jetzige Geschäftsführerin.

Kerstin studierte Soziologie und Pädagogik und interessierte sich schon seit jeher für Mode. Ihre Studienwahl erklärt sie sich durch ihr Interesse am Verhalten von Menschen. „Die Studienzeit war eine tolle Zeit und ich würde jedem ein Studium empfehlen. Es hat sich für mich recht früh abgezeichnet, dass ich keine wissenschaftliche Karriere starten, sondern lieber etwas machen möchte, das praxisnah ist. Nach dem Studienabschluss landete ich dann schnell auf den Boden der Tatsachen und musste feststellen, dass eine 22-jährige ohne Berufserfahrung nicht sehr gefragt ist“, erinnert sich Kerstin. „Ich bin aber schon früh selbstständig gewesen, habe mir das Studium selbst finanziert und ein Stipendium bekommen“. Ihre ersten Arbeitserfahrungen nach ihrem Studienabschluss sammelte sie im Marktforschungsbereich, jedoch nur auf Werkvertragsbasis, was große Flexibilität von ihr forderte. Schließlich landete sie durch eine Bekannte bei der Modeschöpferin Lena Hoschek und beeindruckte diese nachhaltig. „Eigentlich sollte ich nur kurz für sie arbeiten, daraus wurde aber eine feste Anstellung. Mode war schon lange meine Leidenschaft und ich kannte mich damit aus. Ich habe bei Lena Hoschek dann viel über Vertrieb, Buchhaltung, Einkauf, Verkauf, Warenpräsentation, Marketing und Geschäftsführung gelernt und gesehen, wie man selbst etwas auf die Beine stellen kann.“ Als das Unternehmen den Hauptsitz nach Wien verlegte, nahm Kerstin die Situation zum Anlass sich neu zu orientieren. Sie machte die Unternehmerprüfung, welche sie vom AMS finanziert bekam. „Ich absolvierte drei Monate lang neben der Arbeit diesen Kurs. Das heißt zuerst arbeiten und dann von 14 bis 22 Uhr zum WIFI. Ich lernte dabei vieles über Buchhaltung, Marketing, und alles was man eben sonst so wissen muss. Gepaart mit meiner Praxiserfahrung war das ein guter Startpunkt für ein eigenes Unternehmen. Ich kannte viele ModevertreterInnen, war nicht fern vom Business und wollte etwas Eigenes schaffen“, resümiert Kerstin.
Nach den ersten Überlegungen wurde das Unternehmen Anfang 2015 gegründet und bereits im September desselben Jahres dessen Eröffnung gefeiert. „Dahinter steckt viel Schweiß und Arbeitskraft. Wir haben uns das Geschäft selbst finanziert und hatten das Glück, viel Unterstützung von unseren Eltern zu bekommen. Wir haben alle angepackt und dann ist es schon gegangen. Wir wollten etwas Einzigartiges kreieren, waren mit Liebe und Herzblut dabei. Ich war überzeugt, dass wir damit am richtigen Weg waren.“
Die Einzigartigkeit spiegelt sich schließlich in der Modeauswahl: „Einige Marken haben nur wir im Sortiment und wir wurden dann schon fast so etwas wie Trendsetter in Graz. Die Arbeit dahinter darf man dabei aber nicht unterschätzen, da steckt viel Know-how drin. Die Klamotten im Shop sind zwar nicht immer Einzelstücke, aber jedes Teil ist handverlesen. Das heißt, jedes Kleidungsstück ist vor einem halben Jahr durch meine Hand gegangen und ich habe entschieden, dass es zu unserer bisherigen Auswahl passt.“ Für diese Auswahl reisen die Schwestern zu Messen und schauen sich vor Ort um, was es gerade Neues gibt. Dabei sind nicht nur ModedesignerInnen aus Skandinavien und Frankreich, sondern auch lokale ErzeugerInnen für sie interessant.
Sestra ist jedoch nicht nur ein Modegeschäft, sondern ein Concept Store geworden. Das heißt, dass auch Veranstaltungen wie Weinverkostungen, Kollektionspräsentationen, Lesungen und Konzerte im Geschäft stattfinden. „Wir wollten etwas schaffen, dass es in Graz noch nicht gab. Uns war es wichtig, ein gemütliches Ambiente und dazu ein Einkaufserlebnis abseits vom Massenkonsum zu bieten. Es soll sich gut anfühlen, zu uns ins Geschäft zu kommen.“

Das ganze Unterfangen bedeutet viel Arbeit, die sich für die Betreiberinnen lohnt: „Unser Konzept funktioniert gut und wir haben eine Stammkundschaft, die gerne zu uns kommt und sich bei uns wohl fühlt – dafür sind wir dankbar und darum machen wir das auch.“ Darüber hinaus schwärmt Kerstin von ihrem Team: „Ein halbes Jahr nach der Eröffnung wurde ich überraschend schwanger. Das war eine große Herausforderung, die wir alle gemeinsam gut gemeistert haben. Natürlich ist es ein großes Jonglieren zwischen Privat- und Berufsleben, aber wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist, kriegt man das gut hin.“
Science2Business Challenge – Nov 2018
Am Beginn eines Spin-off steht der gedankliche Schritt vom Forschungsergebnis in Richtung Businessmodel. Dazu braucht es intensive Gespräche und Diskussionen. Wir hatten viele solche bei unserer Science2Business Challenge vom 12. bis 14. November 2018 im ZWI.Space der Uni Graz. Die ersten/nächsten Schritte Richtung Spin-off wurden gemacht. Mit dabei waren Projekte aus der Universität Graz, der Med Uni und der TU Graz.
Es motivierend und lässt einen erstaunen welche handfesten, in Technologie und Wirtschaft anwendbaren Ergebnisse z.B. aus der Beobachtung von Bienen oder Heuschrecken ableitbar und entwickelbar sind. Verwertung bedingt Forschung auf höchstem Niveau und genau solche exzellenten Forschungsergebnisse sind die Basis dieser künftigen Spin-off Unternehmen.
Danke an die Mentoren für ihre Zeit und die Begeisterung bei der Unterstützung unserer Projekte.
Berufseinstieg kompakt
Für Studierende der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften sowie der Künste bietet sich wieder eine Möglichkeit sich mit dem Thema Berufseinstieg auseinandersetzen.
Im Wintersemester wird die 2tägige „Freie Wahllehrveranstaltung“ (1 ECTS Credit) BERUFSEINSTIEG KOMPAKT angeboten.

Ziel der Veranstaltung ist die Vermittlung der Grundlagen des Berufsein- und Aufstieges unter besonderer Berücksichtigung des Bewerbungsprozesses. Sie erlangen eine umfassende Vorbereitung auf die Arbeitsmarkt-spezifischen Erfordernisse wie die Gestaltung von Bewerbungsunterlagen, Führung von Bewerbungsgesprächen und Kenntnisse über weitere Formen von Auswahlverfahren. Als Basis dient die Darstellung berufsbezogener Stärken, Kompetenzen und Motive mittels Übungen.
Termine: Freitag 16. und 30.11.2018
Uhrzeit: 09:00 – 16:00 Uhr
Ort: SR 02.02, Universitätsplatz 2, 8010, Graz
Anmeldung über Uni Graz Online.
Alle Details unter: https://online.uni-graz.at/kfu_online/wbLv.wbShowLVDetail?pStpSpNr=528868&pSpracheNr=1
Karriere von GeisteswissenschaftlerInnen – Vol. 22 – Julia Pirkenau
Schritt für Schritt: Julia Pirkenau erzählt von ihrem Karriereweg vom Kunstgeschichtestudium in die Marketingbranche
Julia Pirkenau’s Karriereweg ist alles andere als geradlinig und auf dem ersten Blick von kleinen Rückschlägen gekennzeichnet. Nach der Matura wollte Julia eigentlich Medizin studieren, scheiterte jedoch am Aufnahmetest.
Sie entschied sich daraufhin, Pharmazie zu inskribieren, merkte jedoch recht schnell, dass dieses Studium nicht das richtige für sie war. Da sie sich sehr für Grafikdesign interessierte, bewarb sie sich zwei Mal für das FH-Studium Informationsdesign, wurde jedoch in beiden Fällen abgelehnt. Julia ließ sich davon nicht unterkriegen und begann Kunstgeschichte und parallel dazu Umweltsystemwissenschaften mit Schwerpunkt Chemie zu studieren. Sie blieb schließlich bei Ersterem und erklärt, dass der ursprüngliche Reiz für sie darin lag, in diesem Fach sehr viel über die Gesellschaft zu lernen: „Es heißt, man kann Bilder immer erst dann verstehen bzw. interpretieren, wenn man weiß, was zu einer bestimmten Zeit an dem betreffenden Ort passiert ist. Wieso war das eine Kunstwerk aufsehenerregend oder wichtig? Das herauszufinden ist spannend! Diese Kontexte zu ergründen und Kunst darin einzubetten hat mir gefallen und deswegen bin ich auch drangeblieben.“

Julia hat das Studieren allein aber nie gereicht, weswegen sie nebenbei ständig in unterschiedlichen Bereichen aktiv war. Unter anderem unterstütze sie KünstlerInnen in den Regionen, war im Bezirk Voitsberg an Kunstaktionen beteiligt, Bodypainting-Model, freischaffende Grafikdesignerin und hat darüberhinaus zwei Musikredaktionen mitaufgebaut (Fresh – Austrian Bass Culture und music-news.at). Sie hatte das große Glück, dass ihre Eltern die Möglichkeit hatten, sie finanziell zu unterstützen, weswegen sie neben dem Studium nicht arbeiten musste. „Ich hatte StudienkollegInnen, die sich das Studium nicht leisten konnten und abbrechen mussten“, erzählt Julia. Kombiniert mit den angeführten Erfahrungen führte sie ihre Hochschulbildung schließlich zu einem breiten Wissen und umfangreichen Kompetenzen. Julia erinnert sich: „Als ich damals neben dem Studium zu arbeiten angefangen habe, hat mich meine Mutter gefragt, ob ich genug Geld bekomme. Und ich habe ihr gesagt, dass es in erster Linie nicht um’s Geld geht, sondern darum, dass ich Erfahrungen sammle und die sind unbezahlbar und das ist schlussendlich das Einzige, was wirklich zählt. Und anscheinend habe ich Recht behalten. Alles was man tut bringt einen in der einen oder anderen Hinsicht weiter. Man muss ja nicht alles davon in den Lebenslauf schreiben.“ Besonders als Musikjournalistin, so Julia, habe sie viel erlebt und sich enorm weiterentwickelt. Außerdem habe diese Tätigkeit ihr Unsicherheiten genommen: „Am Anfang hatte ich großen Respekt vor anderen JournalistInnen und MusikerInnen und war verunsichert. Wenn du dann aber einmal Backstage kommst und mit den anderen ein Bier trinkst, merkst du schnell, dass das alles nur Menschen sind und man gar nicht so nervös sein muss.“
Über ihr privates Netzwerk kam sie schließlich zu ihrem ersten Job im Bereich Marketing und wurde dabei gleich ins kalte Wasser geworfen: „Ich habe mir aufgrund meiner Erfahrung im Journalismus zwar gar nicht so schwergetan, aber manchmal packt einen eben die Angst und man fragt sich, ob man es schaffen kann. Inzwischen weiß ich, dass man mit seinen Aufgaben wächst. Das ist nicht nur ein leerer Spruch. Bei neuen Herausforderungen gehe ich einfach Schritt für Schritt vor, meistere Widerstände und beobachte mich dabei selbst: Was kann ich gut? Was kann ich schlecht? Wo gibt es Entwicklungsbedarf? Wie schätzen mich die anderen ein? Was funktioniert und woran soll ich weiterarbeiten?“
Nach einem Jahr entschied sich Julia, ihren Arbeitsplatz zu wechseln und bewarb sich auf Stellen, die sie im Internet fand. Sie meint, dass es vielen so ergehe wie ihr, und dass man während der Jobsuche von Selbstzweifel geplagt werde. Immerhin werden GeisteswissenschaftlerInnen ja nicht unbedingt die besten Aussichten prophezeit. Sie denkt zurück, wie ProfessorInnen Studierenden zu verstehen gaben, dass man mit Kunstgeschichte nicht nur im Museum landet, sondern in sehr vielen Bereichen eine Beschäftigung finden kann. Sie behielten Recht und Julia bekam ihre jetzige Anstellung beim steirischen Humantechnologiecluster als Marketing- und PR-Managerin: „Der Cluster ist von Politik und Wirtschaft ins Leben gerufen worden und dient dazu, Akteure aus den Bereichen Medizin(technik), Pharma- und Biotechnologie und Gesundheit zusammenzufassen und dafür zu sorgen, dass sie sich besser miteinander und mit der Wirtschaft vernetzen. Aus den Tätigkeiten des Clusters soll schließlich ein Mehrwert für die Gesellschaft entstehen.“
Aus ihrem Studium nahm sie Einiges mit, vor allem das in ihrem Arbeitsbereich unabkömmliche vernetzte Denken, sowie selbstverantwortliches, eigenständiges Handeln. „Viele denken Marketing/PR sei ein kreativer Tätigkeitsbereich, der Arbeitsprozess ist jedoch ganz anders. Es geht um Koordination, Organisation und Kommunikation mit KundInnen. Natürlich gibt es dabei kreative Elemente, aber ohne klare Strukturen wäre diese Arbeit nicht umsetzbar. Zehn verschiedene Aufgaben gleichzeitig zu erledigen und damit auch klarzukommen ist eine Kunst, und die habe ich gelernt“, führt Julia aus. Diese (Selbst-)Organisation hat sie sich im Studium angeeignet, da sie sich um Vieles aus eigener Initiative heraus selbst kümmern musste: „Ich weiß, dass es Rechte und Pflichten gibt, die man einfordern darf, soll und muss. Ich habe mich während des Studiums nicht einfach mit Dingen abgefunden, sondern gehandelt. Wenn ein Prüfungstermin beispielsweise nicht angeboten wurde, habe ich mich darum gekümmert und nicht gewartet, dass es jemand anders für einen macht.“
Rückblickend empfindet Julia ihren Karriereweg durchwegs positiv und hätte nichts anders gemacht: „Ich habe mir durch den jetzigen Job beweisen können, dass ich alles schaffen kann, wenn ich an mich glaube – auch wenn das esoterisch klingt.“
Text: Christina Lessiak
Karrierewege von GeisteswissenschaftlerInnen – Vol. 17
Barbara Perl-Ortiz konnte bereits in ihrer Schulzeit wertvolle Auslandserfahrungen sammeln, denn sie verbrachte ein Schuljahr in General Pico, in Argentinien. Zurück in Österreich war ihr klar, dass sie nach der Matura etwas mit Spanisch studieren wollte und begann zunächst im Herbst 2008 mit dem Studium der Transkulturellen Kommunikation, mit den Sprachen Englisch und Spanisch. Nach einem Jahr wurde ihr aber bewusst, dass sie das geforderte Niveau der Zweitsprache Englisch nicht halten konnte und brach ab. „Meine ganze Zeit verbrachte ich mit Englisch-Lernen, für Spanisch blieb da leider wenig Zeit“, erinnert sich Barbara, „ohne praktische Erfahrungen in einem englischsprachigen Land war es einfach nicht möglich, am Institut zu bestehen. Für das Lehramt hätte mir ein zweites Fach gefehlt, aber ich wollte ohnehin nicht Lehrerin werden. Also blieb nur der Weg auf die Romanistik. Dort bestand zudem die Möglichkeit, Portugiesisch zu studieren, was mir sehr gefiel. Ich dachte sogar daran, später das Studium der Transkulturellen Kommunikation in Wien wieder aufzunehmen, denn dort wird es mit den Fächern Spanisch/Portugiesisch angeboten“, erzählt Barbara.

Ihr privates Umfeld ermutigte sie zum Studium der Transkulturellen Kommunikation, denn die Begriffe „Dolmetschen“ und „Übersetzen“ sind allseits bekannt, auch war der Weg nach dem Abschluss klar vorgezeichnet. Schwieriger war es da bei der Romanistik. „Als ich zur Romanistik wechselte, bekam ich nicht mehr durchwegs positive Resonanz. Viele können sich darunter einfach nichts vorstellen, bzw. wissen nicht, was man damit später machen kann. Aber ich dachte mir, wenn es ein Studium gibt, muss es doch auch verwertbar sein“, meint Barbara. Das Studium war ihrer Meinung nach grundsätzlich sehr gut aufgebaut, die Sprachkurse sehr fordernd und die Lehrenden sehr qualifiziert. Der Fokus lag aber klar auf dem Spracherwerb. Barbara fände es hilfreich, wenn bereits während des Studiums berufliche Chancen aufgezeigt würden. „Viele studieren Romanistik auf Lehramt – für diejenigen, die das nicht möchten, gibt es nicht wirklich eine berufliche Perspektive, außer an der Uni zu bleiben. Deswegen war es für mich auch uninteressant, einen Master anzuhängen. Vielleicht könnte man Praktika ins Studium einbauen oder es mit Lateinamerika-Studien und internationalen Beziehungen vernetzen. Auch das Feld der Erwachsenenbildung könnte stärker eingebunden werden, gerade für diejenigen, die kein Lehramtsstudium absolvieren“, denkt Barbara.
Doch es kam alles anders. Nach Abschluss ihres Bachelorstudiums der Romanistik im Jahr 2012 beschloss sie, noch einmal ein Jahr in Argentinien, in Buenos Aires, zu verbringen – zum einen, um ihre Sprachkenntnisse zu festigen, zum anderen, um dort ihrer zweiten Leidenschaft, der Backkunst nachzugehen. Sie meldete sich dort an der renommierten Gastronomieschule IAG, dem Instituto Argentino de Gastronomía an, um sich zur pastelera profesional, sprich zur Konditorin ausbilden zu lassen. „Die Schule hat einen guten Ruf, viele erhalten nach Abschluss gleich eine Stelle. Obwohl es dort sehr international zuging, war ich in meinem Jahrgang die einzige Österreicherin, was etwa zu Diskussionen um den ‚authentischen‘ Apfelstrudel führte“, schmunzelt Barbara. Die Zeit an der Gastronomieschule war für sie äußerst wertvoll, sie lernte viel – und nebenbei perfektionierte sie ihre Sprachkenntnisse. Trotzdem wurde die Ausbildung aufgrund fehlender Praxis in Österreich nicht anerkannt. Es gab zwar die Möglichkeit in Argentinien Praktika zu absolvieren, doch aufgrund ihres Einreisestatus als Studentin war ihr dies nicht möglich. Deswegen entschloss sie sich kurzerhand, die fehlende Praxis nachzuholen. Sie bewarb sich um eine Lehrstelle bei der Schokoladenmanufaktur Zotter und wurde aufgenommen. „Für mich wie auch für mein Umfeld war es anfangs recht ungewohnt, dass ich als Akademikerin nun eine Lehre absolviere. Ich erinnere mich, dass bereits in meiner Schulzeit eine Lehrende zu uns sagte, dass man nicht maturieren solle, wenn man ohnehin ‚nur‘ vorhabe, eine Lehre zu absolvieren. Diese Geringschätzung macht mich traurig“, so Barbara.
Vier Jahre lang arbeitete sie bei der Schokoladenmanufaktur und darf sich seit Abschluss der Lehre als Bonbon- und Konfektmacherin bezeichnen. Doch damit nicht genug – im heurigen Jahr legte sie zusätzlich die Meisterprüfung am WIFI in Graz ab und wird in Kürze ihre eigene Café-Konditorei eröffnen. Obwohl Barbaras Weg sie letztendlich woanders hingeführt hatte als anfangs gedacht, war das Romanistik-Studium keineswegs umsonst. „Durch mein Studium und meine Auslandserfahrung habe ich gelernt, über den Tellerrand zu schauen. Ich kann mich gut selbst organisieren und mich weiterbilden. Dazu kommt noch ein enormes sprachliches Wissen. Ich habe täglich mit Fremdsprachen zu tun, denn die Inspiration für meine Kreationen hole ich mir aus englisch-, französisch- und spanischsprachigen Backbüchern.“
Barbara hat ihren Weg also gefunden, auch mit Unterstützung aus ihrem privaten Umfeld. Rückblickend gesehen hätte sie sich aber mehr Beratung und Information hinsichtlich der vielen Möglichkeiten nach der Matura gewünscht: „Meiner Meinung nach würden verpflichtende Praktikumswochen in verschiedenen Betrieben und Unternehmen sicherlich zielführend sein. Oft ist zudem der gesellschaftliche Druck hoch und man wird in eine bestimmte Richtung gedrängt. Wichtig ist es, sich für etwas zu entscheiden, was man gerne macht, egal ob an der Uni oder anderswo, dann wird es auch klappen“, meint Barbara.
Text: Birgit Nikzat / KUG