Karl-Franzens-Universität
Karrierewege von GeisteswissenschafterInnen – Vol. 3
Wenn man für eine Sache brennt……
stehen viele Türe und Tore offen. Die Grazerin Katharina Lierzer muss es wissen, hat sie doch einen Job gefunden, der ihr unglaublich viel Spaß macht und sie immer wieder aufs Neue herausfordert.
Katharina hat in Graz Sozialpädagogik sowie Europäische Ethnologie studiert und war sehr glücklich mit ihrer Studienwahl: „Das Interdisziplinäre hat mich sehr angesprochen, man kann von beiden Fachrichtungen viel lernen, zum Beispiel den Inklusionsgedanken aus der Sozialpädagogik sehr gut in der Ethnologie anwenden.“ Nach dem Studium fragte sich Katharina wo es hingehen solle und war ein wenig ideenlos – vor allem, weil sie lieber im Kulturbereich bleiben wollte. Sie erklärt, dass es für EthnologInnen kein klar definiertes Berufsfeld gibt: „EthnologInnen und KulturwissenschaftlerInnen haben so viele Kompetenzen – nur müssen sie die erst finden und in der Lage sein zu zeigen, dass sie sie in einem bestimmten Beruf einsetzten können. Das ist die Schlüsselkompetenz die Studierende sich erst mal bewusst machen müssen.“
Eigeninitiative und Kreativität seien daher wichtig um das Richtige für sich zu finden. Katharina hat sich nach dem Studium für Stellen im Bereich der Sozialpädagogik wie auch im Bereich der Ethnologie beworben, wobei es für SozialpädagogInnen definitiv mehr Angebote gab. Eine Zusage für eine Stelle im sozialen Bereich hatte sie schon, doch dann kam alles anders. Die Ethnologin erinnerte sich an ihr Auslandspraktikum das sie während des Studiums in Tansania absolviert hatte. Das Praktikum wurde vom Unternehmen World Unite! organisiert und sie hatte damals auch die Gelegenheit, den Gründer des Unternehmens flüchtig kennenzulernen. Kurzerhand schickte sie ihm nun ihren Lebenslauf und fragte, ob in seinem Unternehmen nicht eine Stelle für sie frei wäre. Die Antwort kam prompt und kurz danach saß Katharina bereits im Flugzeug nach Tokio, um dort eine 5-monatige Einschulung zu absolvieren. Seit 2015 arbeitet sie nun auf selbstständiger Basis für die unterschiedlichen Zweigstellen des Unternehmens im Bereich Kommunikation und interkulturelle Beratung.

Bereits während ihres Praktikums lernte sie die Unternehmensphilosophie von World Unite! kennen. Die Organisation widmet sich dem interkulturellen Austausch und weltweitem Lernen. Freiwilligeneinsätze, Praktika, Aktivreisen und kulturelle Lernangebote in verschiedenen Ländern werden organisiert mit dem Ziel, das Verständnis zwischen den Kulturen zu fördern. Auch betätigt sich das Unternehmen in eigenen Entwicklungsprojekten. Katharina erklärt: „Das sind Netzwerke die ohne staatliche Unterstützung funktionieren und auf freiwillige Spenden sowie auf Freiwilligenarbeit angewiesen sind. Diese Projekte werden von einheimischen Menschen geleitet oder arbeiten mit einheimischen Menschen zusammen. Man hat die Möglichkeit sich daran zu beteiligen, und zwar nicht um westliche Standards durchzusetzen, sondern um die Menschen vor Ort in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Das fand ich ganz toll und ich habe sehr viel dabei gelernt. Begriffe wie Engagement, Motivation und Eigeninitiative haben für mich eine ganz neue Bedeutung erhalten.“
Auf die Frage, inwieweit ihre beiden Studien sie auf ihren jetzigen Beruf vorbereitet hatten, meint Katharina: „Ich glaube, dass das Studium ein grundlegendes Werkzeug ist, um dir Inhalte anzueignen und Prozesse zu verstehen. Bei der Ethnologie kommt dann noch Kulturkompetenz dazu, egal welche Art von Kultur gemeint ist. Ich glaube, du lernst vor allem über dich selbst zu reflektieren, aber das fachliche Wissen musst du dir selbst aneignen. Trotzdem habe ich schon den Eindruck, dass mir mein Ethnologie-Studium ein sehr umfassendes Werkzeug für das Feld, in dem ich heute tätig bin, mitgegeben hat.“
Katharina hat auch während ihrer Studienzeit immer wieder nebenbei gearbeitet und Praktika absolviert, dabei hat sich herauskristallisiert, wo ihre eigenen Kompetenzen liegen. „Wo will man hin, was kann man, was liegt einem? Das sind zentrale Fragen, die man sich stellen sollte“, so Katharina, „und über den eigenen Tellerrand hinausschauen – Mut haben, verschiedene Sachen auszuprobieren. Man darf sich ruhig dem Risiko hingeben, es wird sich was finden.“
Link: http://www.world-unite.de
Text: Birgit Nikzat
GEWI Wissenstransfer im Netz
Dialect Cultures. Datenbank bairisch-österreichischer Mundartkunst vor 1800
Die Datenbank GAMS ist ein erfolgreiches Beispiel für Wissenstransfer im Bereich der Geisteswissenschaften. Sie macht Dialektkunst als ‚work in progress‘ für eine breite Öffentlichkeit zugänglich.
Die Literarisierung von Mundart erlebte bereits vor 1800 eine erste Blüte und es entstand eine Fülle an inhaltlich, formal und funktional unterschiedlichen Texten. Das Projekt Dialect Cultures erschließt und führt bestehende Forschungsergebnisse und historische Quellen zusammen. Materialgrundlage bildet eine umfassende Sammlung von historischen literarischen Texten und Notenmaterialien aus handschriftlichen oder gedruckten Quellen. Dieses Korpus liegt nun gebündelt, strukturiert und vernetzt vor und soll für ein breites Publikum nutzbar sein.
Teammitglieder Dialect Cultures:
Priv.-Doz. Mag. Dr. Christian Neuhuber
Elisabeth Zehetner, Bakk. BA, MA
Mag. Stefanie Edler
Katharina Forstner, BA
Mag. Dr. Peter Deinhammer
Dipl.-Ing. Alexander Nussbaumer
Forschungsergebnisse und eine Auswahl an Dialektkunst sind im Band Bairisch-österreichischer Dialekt in Literatur und Musik 1650–1900 enthalten, der im Grazer Universitätsverlag erschienen ist:
Terminaviso: GEISTESWISSEN SCHAFFT WIRTSCHAFT
Uni Graz bringt Geisteswissenschaft und Wirtschaft zusammen
Die zunehmende Vernetzung in einer immer stärker globalisierten Welt erhöht die Anforderungen an Unternehmen in Bezug auf Wettbewerb und Innovation. Daher müssen neue Strategien entwickelt und neue Wege beschritten werden. Gerade geisteswissenschaftliche Studien fördern die selbstständige Arbeit sowie das problemorientierte und vernetzte Denken, Fähigkeiten, die in diesem hochkompetitiven wirtschaftlichen Umfeld unersetzlich geworden sind. Allerdings ist die gegenseitige Wahrnehmung bisher wenig ausgeprägt und so konnte ein Know-how-Transfer allenfalls in Ansätzen entwickelt werden. Daher wollen wir Wege aufzeigen, wie die in einem geisteswissenschaftlichen Studium erworbenen Schlüsselqualifikationen mit den Anforderungen der Wirtschaft intensiver zu verknüpfen sind.
Im Rahmen eines gemeinsamen Workshops führender Wirtschaftsvertreter und herausragender Doktorandinnen, fortgeschrittener Master- und Lehramtsstudierenden der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität werden anhand ausgesuchter Problemstellungen aus dem wirtschaftlichen Tagesgeschäft innovative Lösungen entwickelt. Dadurch können Potentiale für die Wirtschaft sichtbar gemacht, neue Kontakte geknüpft sowie Verbindungen zwischen Universität und Wirtschaft ausgebaut werden.
„Geisteswissen schafft Wirtschaft“ bietet ausgewählten GEWI-DoktorandInnen sowie fortgeschrittenen Master- und Lehramtsstudierenden die einmalige Gelegenheit, ihre spezifisch geisteswissenschaftlichen Kompetenzen für konkrete Problemstellungen aus der Wirtschaftswelt einzusetzen. Begleitet werden sie dabei von international erfolgreichen Managementpersönlichkeiten.
WANN & WO
Freitag, 22. April 2016, 9:00–12:00 Uhr, Workshop „Wie bewerbe ich mich richtig“ mit ausgewählten Executives, Institut für Geschichte, Attemsgasse 8, Dachgeschoss, SR 39.41
Freitag, 22. April 2016, 14:00-19:00 Uhr, „Business-Simulator“ mit international erfahrenen Executives, GEWI-Sitzungszimmer (Universitätshauptgebäude, EG )
BEWERBUNG
Tabellarisches Kurzprofil mit den wichtigsten persönlichen Daten, einem aussagekräftigen Satz zur eigenen Person und einem Foto (max. 1 Seite, Times New Roman, Schriftgröße 12, 1,5 Zeilen Abstand) bis spätestens 4. März 2016 an die Initiatorin des Events, Frau Univ.-Prof. Dr. Renate Pieper: renate.pieper@uni-graz.at.
Frau Prof. Pieper lädt die besten BewerberInnen zu einem persönlichen Auswahl-Gespräch am Freitag, 11. März 2016, ein und hält einen gemeinsames Koordinationstreffen am Montag, 14. März 2016, von 17.00 bis 18.00, ab.

„Geisteswissen schafft Wirtschaft“ ist eine Kooperation der Karl-Franzens-Universität Graz: Prof. Dr. Renate Pieper (Institut für Geschichte), Career Center, DocService, Forschungsmanagement, Dekanat der Geisteswissenschaftlichen Fakultät und der Österreichischen Hochschülerschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz, sowie Dr. Andrea Schulze-Moews (LAB Company).
Der „Wirtschaftsgeist“ stellt sich vor
Mit dem „Wirtschaftsgeist“-Blog hat das Wissenstransferzentrum Süd eine Kommunikationsplattform für Geistes-, Sozial- und KulturwissenschafterInnen geschaffen, die Interesse an wirtschaftlichen Themen und Karriereperspektiven haben. Der Blog bietet Informationen zu aktuellen Veranstaltungen und Initiativen, um Barrieren zwischen der Wirtschaft und den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK) abzubauen. Eines der Ziele ist es, die Expertise von GSK-AbsolventInnen sichtbar zu machen und einen gezielten Informationsfluss über die Anforderungen der Wirtschaft an die AbsolventInnen der GSK zu etablieren. Vielfältige Beiträge der Karl-Franzens-Universität Graz, der Kunstuniversität Graz und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt werden künftig die zunehmende Bedeutung der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in der Wirtschaft beleuchten.